Wirtschaftsfaktor Verkaufsoffene Sonntage.
Wirtschaftsfaktor
Verkaufsoffene Sonntage.
Verkaufsoffene Sonntag werden nach
wie vor leidenschaftlich diskutiert: Während Arbeitgeber argumentieren, dass
offene Sonntage den Umsatz steigern, befürchten die Gewerkschaften, dass
Arbeitnehmer überlastet werden und Familien belastet werden.
Verkaufsoffene
Sonntage gelten als ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und je nach Angebotslage
und Jahreszeit ist der Umsatz an diesen Tagen drei bis fünf Mal so hoch wie an
normalen Tagen. Für die Bürger sind diese verkaufsoffenen Sonntage nämlich eine
willkommene Abwechslung mit geradezu "Volksfest-Charakter“, die gerne
angenommen werden.
Daher nutzen immer mehr Kommunen, aber auch
Werbegemeinschaften von Einzelhändlern, diese zusätzliche Einnahmemöglichkeit
und den positiven Imageeffekt. Sonn- und Feiertage gelten allerdings als Tage
der Arbeitsruhe und sind besonders geschützt. Deswegen ist Arbeit an diesen
Tagen nur in speziellen, gesetzlich geregelten Fällen, erlaubt. Zudem ist die
Durchführung an bestimmten feierlichen Sonntagen gesetzlich verboten.
Zu viele verkaufsoffene Sonntage?
Nach Ansicht der
Initiative „Allianz für den freien Sonntag“ wird an Sonntagen in zu vielen
Fällen gearbeitet. In Köln gibt es beispielsweise durch die vielen Stadtteile
insgesamt 71 verkaufsoffene Sonntage. Das geht dem Netzwerk aus Institutionen
der evangelischen und katholischen Kirche sowie der Gewerkschaft Verdi zu weit.
Sie setzen sich für den Schutz des freien Sonntags ein.
Statistiken belegen,
dass mittlerweile fast ein Drittel der Beschäftigten in Deutschland häufig auch
am Sonntag arbeiten. Knapp 11 von 38 Millionen Erwerbstätigen arbeiten schon
jetzt sonntags, die Hälfte von ihnen regelmäßig. In Bahnhöfen, Kiosken und
Nachttankstellen der großen deutschen Städte gehen die Menschen ganz
selbstverständlich auch am Sonntag einkaufen.
Die langen Schlangen an den
Kassen der geöffneten Läden zeigen, dass das Angebot angenommen wird. Der
heilige Sonntag ist nicht mehr das was er war. Die Tendenz der verkaufsoffenen
Sonntage ist sogar steigend. In den letzen 20 Jahren ist die Zahl der Sonntage
an denen die Geschäfte geöffnet waren um 70 Prozent gestiegen.
Das Netzwerk kritisiert, dass die Kommunen bei der
Genehmigung von so genannten Marktsonntagen gegen geltendes Recht verstoßen.
Zudem seien die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten, die oftmals keine
gesonderte Vergütung für die Sonntagsarbeit erhalten, nicht tragbar.
Als ein
Paradebeispiel für den Verstoß gegen geltendes Recht gelten die Möbelhäuser
welche an Sonntagen öffnen. „Es gibt klare Regelungen, wann eine Kommune
Sonntagsöffnung erlauben darf“, sagt Dirk Nagel, Verdi-Gewerkschaftssekretär
für den Handel. Gesetzlich vorgegeben ist, dass bereits ein traditioneller, gewachsener
Markt vorhanden sein muss, um einen Sonntagsverkauf zu rechtfertigen.
Dies
dürfte allerdings bei Gewerbegebieten außerhalb von Gemeinden anzweifeln sein. Das
Bündnis prüft nun die Rechtmäßigkeit der Sonntagsöffnungen diverser Möbelhäuser.
Oft zeige sich, dass die Regelungen den Kommunen nicht einmal vollständig
bekannt sind oder ignoriert werden.
Verwirrung
durch Kommunen
Für zusätzliche Verwirrung sorgt außerdem, dass die
Kommunen individuell entscheiden können, ob und wann sie verkaufsoffene
Sonntage erlauben. In Bochum beispielsweise hat ein Ratsentscheid kürzlich die
Öffnung der Geschäfte am Sonntag für das Jahr 2012 komplett verboten.
Ein sehr
interessanter Schritt der zeigen wird wie sich das auf Stadt und Kommune
auswirken wird. Klar ist, dass es einen Wettbewerbsvor- bzw. Nachteil gibt wenn
die Stadt verkaufsoffene Sonntage verbietet, die Umlandgemeinden jedoch an
mehreren Sonntagen im Jahr ihre Türen öffnen.
Die Auswirkungen einer solchen uneinheitlichen Regelung sind deutlich spürbar. Händler berichten, dass in der Woche vor und nach einem verkaufsoffenen Sonntag bei einem Konkurrenten bei ihnen definitiv weniger los sei. Der Wunsch: „Alle oder keiner“ ist da gut nachzuvollziehen.
Die Auswirkungen einer solchen uneinheitlichen Regelung sind deutlich spürbar. Händler berichten, dass in der Woche vor und nach einem verkaufsoffenen Sonntag bei einem Konkurrenten bei ihnen definitiv weniger los sei. Der Wunsch: „Alle oder keiner“ ist da gut nachzuvollziehen.
Auf
der anderen Seite der Medaille und des Arbeitnehmerschutzes, bzw. der
christlichen Idee, dass man am siebten Tage ruhen soll, ist es nun einmal so,
dass die christlichen Kirchen nicht mehr die Mehrheit der Gesellschaft
repräsentieren. Die zeitliche Vorgabe der Sonntagsruhe wird schon lange von
vielen Berufsschichten durchbrochen. Bahnpersonal, Busfahrer, Bäcker, Arzt oder
Zeitungsredakteur müssen bereits seit Jahren an Sonntagen arbeiten und dies
wird allgemein akzeptiert.
Es stellt sich die Frage, warum sich Gewerkschaften
und Kirchen nun ausgerechnet beim vornehmlich in der Diskussion betroffenen
Einzelhandel so echauffiert. Weshalb droht der Untergang der abendländischen
Kultur nun ausgerechnet, wenn auch die Läden in den Zentren unserer großen
Städte sonntags geöffnet werden?
Die Wahrheit ist, dass das Leben der meisten Deutschen nicht mehr nach einheitlichen Mustern getaktet ist. Stattdessen steht bereits eine Vielzahl von Lebensstilen und Tagesabläufen nebeneinander, von flexiblen Arbeitszeitregelungen und Freizeitvorlieben.
Die Wahrheit ist, dass das Leben der meisten Deutschen nicht mehr nach einheitlichen Mustern getaktet ist. Stattdessen steht bereits eine Vielzahl von Lebensstilen und Tagesabläufen nebeneinander, von flexiblen Arbeitszeitregelungen und Freizeitvorlieben.
Der
früher überall vorgeschriebene Ladenschluss um 18 Uhr ist dieser Tatsache schon
vor Jahren zum Opfer gefallen. Die arbeitende Bevölkerung atmete auf, da
endlich ihren Bedürfnissen entsprochen wurde. Die Gewerkschaften stöhnten.
Fakt
ist jedoch, dass deswegen keineswegs alle Läden bis in die Nacht geöffnet haben.
Außerhalb der Zentren machen nach wie vor die meisten Geschäfte bereits vor 20
Uhr zu. Es lohnt sich eben nicht überall, die maximalen Öffnungszeiten
auszunutzen. So wird es sich nach Befürwortern der verkaufsoffenen Sonntage
auch mit diesen Sonntagsöffnungen verhalten. Der Sonntag wird dadurch kein ganz
normaler Werktag werden.
Chance für Regionen und Städte
Vielmehr
werden diese Sonntage auch als Chance für Regionen und Städte gesehen, da
vermehrt Touristen diese Ziele ansteuern und dort Geld ausgeben. Es gilt das
Konzept der Dienstleistungsmetropole; weniger für die Einwohner der Stadt
selbst, die zum entspannten Einkauf den Sonntag nicht unbedingt brauchen.
Daraus
mag, wie in vielen anderen Städten der Welt, ein anderer Rhythmus erwachsen,
etwa eine faktische Geschäftsruhe am Montagvormittag, wenn ohnehin keine Kunden
unterwegs sind. Jede Stadt die etwas auf sich hält sollte jedoch so anpassungsfähig
sein. Vor Jahren ist der Kampf um den Ladenschluss mit ähnlichen Argumenten um
den langen Sonnabend geführt worden. Dabei stellt sich die Frage ob sich heute
noch Menschen nach der Zeit zurücksehnen an denen die Geschäfte um 14 Uhr
schlossen?
Das
Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe beginnt mit seiner Verhandlung über
verkaufsoffene Sonntage. Die Kläger meinen, dass in Berlin die Läden zu oft am
Sonntag aufmachen dürfen. Dabei wäre es vermutlich am besten, den zwangsfreien
Sonntag ganz abzuschaffen, um damit den Eventcharakter des Shopping-Sonntags
wegfallen zu lassen.
Einige der Einzelhändler werden so zum Mitmachen bewegt, auch
wenn für sie an diesem Tag nichts zu verdienen ist. Auf die Dauer würden sich
neue Gewohnheiten einschleifen und sich auf dem Land und in der Vorstadt
vermutlich wenig ändern. Die Einkaufsmeilen aber stünden den Berufstätigen auch
am Wochenende zur Verfügung, wenn sie Zeit haben. Die Öffnungszeiten auch am
Sonntag freizugeben, heißt anerkennen, dass die Gesellschaft sich geändert hat.
Eine Kultur steht deswegen noch lange nicht auf dem Spiel.
Risiken der liberalen Öffnungszeiten
Gefahren
gibt es dennoch. Dies sind zum einen die durch die liberalen Öffnungszeiten
hervorgebrachten Konzentrationsprozesse.
Die großen Kaufhäuser, Discounter und Ketten haben ihre Marktanteile ausbauen können, während die Zahl der kleineren Geschäfte abgenommen hat.
Die großen Kaufhäuser, Discounter und Ketten haben ihre Marktanteile ausbauen können, während die Zahl der kleineren Geschäfte abgenommen hat.
Zudem prägen die
Öffnungszeiten des Einzelhandels immer mehr unsere gesellschaftliche
Zeitkultur. Eine Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft kann durchaus unsozial,
familienfeindlich sein. Bitte lesen Sie hierzu auch unseren Artikel: Verkaufsoffene Sonntage: Herausforderungen
der Zeitpolitik an Städte und Gemeinden.
Festzuhalten
ist, dass für jeden, dessen Arbeitstage nicht im 9-to-5 Rhythmus ablaufen,
zusätzliche Einkaufszeiten ein großer Gewinn sind. Es ist gewonnene
Lebensqualität, wenn ich auch spätabends oder an Sonntagen einkaufen kann. Eine
Menge Menschen arbeiten bereits über die alte Öffnungszeit 18.30 Uhr hinaus, große
Städte funktionieren so.
Der Sonntag wird dennoch ein Tag mit einem anderen
Tempo bleiben. Es ist der Tag für ein anderes Zeitgefühl. Es ist der Tag in der
Woche, an dem man sich für die Dinge Zeit nimmt, zu denen man sonst nicht kommt.
Erstrebenswert wäre ein Gesetz, das einen guten Ausgleich bietet zwischen dem Wunsch von Verbrauchern und Händlern nach flexiblen Öffnungszeiten und dem Anliegen, dass Sonn- und Feiertage besonders geschützte Tage bleiben.
Erstrebenswert wäre ein Gesetz, das einen guten Ausgleich bietet zwischen dem Wunsch von Verbrauchern und Händlern nach flexiblen Öffnungszeiten und dem Anliegen, dass Sonn- und Feiertage besonders geschützte Tage bleiben.
Weiterführende
Links:
·
Die
Wirtschaftswoche zum Thema Ladenschlusszeiten in NRW: http://www.wiwo.de/politik/deutschland/oeffnungszeiten-nrw-geschaefte-sollen-kuerzer-und-seltener-oeffnen/6104698.html