Zum Buddhismus in Tibet
Einleitung zum Buddhismus in Tibet
Thema der vorliegenden Arbeit ist der tibetische
Buddhismus in speziellem Bezug auf seine Reinkarnationsvorstellungen.
Beginnen möchte ich mit einer
kurzen geschichtlichen Darstellung der Ausbreitung des Buddhismus in Tibet,
erstes Auftreten, Herkunft, und spezielle tibetische Charakteristika
hervorheben.
Dieses Kapitel ist lediglich als knappe Rahmen-Einführung
geschrieben und notwendigerweise unvollständig. Im weiteren werde ich die
Reinkarnations-vorstellungen mittels des Tibetischen Totenbuches beschreiben
und dies anhand des Beispiels der Tulkus veranschaulichen.
Der Buddhismus ist sehr komplex und
vielseitig.[1] Er
umfaßt Rituale und Sittenregeln, heilige Schriften und esoterische Praktiken,
die nur mündlich vom Lehrer an den Schüler weitergegeben werden.
Er ist reich an Malereien,
Skulpturen und Architektur; so unterschiedliche Kunstwerke wie die schlichten
Tuschemalereien des Zen, die vergoldeten Pagoden Thailands und die tibetischen
Fresken und Bronzen mit ihrem verwirrendem Symbolismus sind aus ihm entstanden.
Über die Jahrhunderte sind viele
verschiedene buddhistische Schulen und Sekten in Erscheinung getreten, da jedes
neue Land, in dem der Buddhismus Fuß fassen konnte, ihm neue Traditionen
hinzufügte, so daß der kulturelle Überbau kaum noch zu überschauen ist.
Für die Beschreibung von
´Wiedergeburt` gebraucht der Dalai Lama[2]
den Sanskrit-Begriff Punarbhªva, was
wörtlich ´wieder-werden` bedeutet. Diese Übersetzung beinhaltet den Nachdruck,
der im Buddhismus auf die Dynamik und die Veränderung psychologischer Zustände
gelegt wird – eine Psychologie, die ohne Beziehung zu hypothetischen statischen
Einheiten wie Seele, ªtman etc.
vorgeht.
´Reinkarnation` ist ein Begriff,
der der buddhistischen Psychologie eigentlich ganz fremd ist, da er etwas
voraussetzt, das sich wieder inkarniert.
Zum Buddhismus in Tibet:
Man muß sich vor allzu großer
Vereinfachung der religiösen Erscheinungsformen und dogmatischen Gehalte hüten,
da diese nie geradlinig sind, am wenigsten in Zeiten erheblicher sozialer
Erschütterungen und vielschichtiger Kontakte mit anderen Kulturen.
Der in Tibet eingedrungene
Buddhismus kam aus Indien (worunter unter dem eigentlichen Indien auch seine
Grenzprovinzen, Nepal, Kaschmir, das heutige Afghanistan und China zu zählen
sind).
Der Buddhismus hatte sich nie
dagegen gewehrt, fremde Gedanken aufzunehmen, sie zu verarbeiten und
umzuformen; während seiner langen Geschichte in Tibet durchlief er mehrere
evolutionäre Stadien.
Es entstanden neue philosophische Richtungen, und es gab
Reformationen und Gegenreformationen. Der Buddhismus veränderte sich und mit
ihm das Land. Tibet entwickelte sich aus einer Monarchie mit einem Kriegsadel als
herrschender Klasse, zu einer von Lamas regierten friedfertigen Theokratie.
In den Randgebieten Tibets
bestanden zahlreiche Religionsformen in einem bunten Nebeneinander, wodurch
Austausch und gegenseitige Entlehnung begünstigt wurden.
Die religiösen Strömungen vor der
Einführung des offiziellen Buddhismus in Tibet werden global als Bön
bezeichnet.
Klar ist, daß der Buddhismus sich bereits bei seinem ersten Auftreten in Tibet zahlreiche Beugungen und Abschwächungen gefallen lassen mußte, gerade in Hinblick auf die Bön-Religion, die außer Zweifel in ihren lokalen Kulten und Glaubensvorstellung fortbestand.
Klar ist, daß der Buddhismus sich bereits bei seinem ersten Auftreten in Tibet zahlreiche Beugungen und Abschwächungen gefallen lassen mußte, gerade in Hinblick auf die Bön-Religion, die außer Zweifel in ihren lokalen Kulten und Glaubensvorstellung fortbestand.
Über den Ursprung des Bön
vermitteln die heutigen Forschungsergebnisse noch kein einheitliches und klares
Bild. Es scheint , daß sich buddhistische Tantriker aus dem indo-iranischen
Grenzgebiet mit einer bestehenden tibetischen Priesterschicht vermischten –
wobei später beide Gruppen als Bönpos bezeichnet wurden.
Bemerkenswert ist, daß sich die
Bönpos als die authentischen Buddhisten bezeichneten und Ÿªkyamuni
Buddha als Inkarnation des Bön-Gründers Shenrap Miwo betrachteten.[3]

Während fast zweihundert Jahren verbreitete und festigte sich die Lehre. Der berühmteste Meister jener Zeit war sicher Guru Padmasambhava im 8. Jahrhundert.
Danach wurde der
Buddhismus in Tibet, durch die Herrschaft des Königs Langdarma (836-942),
nahezu ausgerottet. Ab dem 10. Jahrhundert jedoch, und vor allem seit dem
Wirken des indischen Weisen Atisa (1042), der am Beginn der drei neuen
Dharma-Schulen der Sakyapa, Kagyüpa und
Gelugpa steht, die zu der „ersten“ Dharma-Schule, der Nyingmapa hinzukamen.
Diese vier religiösen Traditionen bildeten sich in der Geschichte des
tibetischen Buddhismus besonders heraus. Seine Heiligkeit der Dalai Lama ist
der spirituelle und weltliche Führer aller Tibeter. Obwohl hauptsächlich in der
Gelugpa-Tradition erzogen, steht er über den verschiedenen Schulen.[4]
Entwicklung des Lamaismus
Am Ausgang des 15. Jahrhunderts gewann der Lamaismus seine
endgültige Gestalt, legte sein Lehrgebäude und Ritual unabänderlich fest. An
dieser sich über mehrere Jahrhunderte erstreckende Entwicklung waren alle
Schulen und Richtungen beteiligt gewesen; in diesem Zeitabschnitt erlangten sie
auch ihre charakteristischen Ausprägungen.
In Weiterführung und Betonung der
indischen Tradition stellt der Lamaismus die Gestalt des Lehrmeisters, “bla ma“, in den Mittelpunkt, wobei zu
beachten ist, daß nicht alle Mönche, sondern im Verhältnis zu deren großer Zahl
sogar relativ wenige, als echte Lamas gelten dürfen.
Das den Meister mit den
Jünger verknüpfende Band ist ein Vater-Sohn-Verhältnis geistiger Art, daß heißt
es ist bedeutender als das Band der Blutsverwandtschaft. Diese Meister und
Jünger verbindende geistige Kontinuität wird in Tibet “brgyud“ genannt, und gewährleistet eine ununterbrochene Fortdauer
der Lehre und der mystischen Erfahrungen.
Wichtig ist hierbei, daß nicht nur
Worte, sondern auch Erfahrungen weitergegeben werden. Unterweisungen, die sich
lediglich auf Bücher beziehen, ohne die Beziehung zu einem Lama, bleiben nicht
nur wirkungslos, sondern können sogar vom rechten Weg abführen und verderblich
sein.
Die Grundlage des tibetischen Dharma (Lehre) bilden die
kanonischen Sñtras
und Tantras, welche vom Buddha selbst gelehrt wurden. Diese Texte wurden aus
dem Sanskrit ins Tibetische übersetzt.
Die Lehrreden des Sªkyamuni Buddhas bilden die über
hundert Bände des Kangyur; die Kommentare und Erläuterungen der wichtigsten
Meister bilden die mehr als zweihundert Bände des Tangyur. Der Dalai Lama hält
deutlich fest:
„Außer diesem authentischen Dharma
gibt es keine eigenmächtige, von Lamas ersonnene Lehre in Tibet“.[5]
Vajrayna, die “dritte Kraft“
Die Lehren des großen Fahrzeugs (
Mahªyªna )
gelangten von Indien nach Tibet.
Der tibetische Buddhismus enthält darüber hinaus jedoch
auch HÌnayªna-Lehren und darüber hinaus die
“dritte Kraft“, wobei das Vajrayªna,
mit seinen tantrischen Praktiken, die Hauptkraft der religiösen Strömungen
Tibets darstellt.
Der Tantrismus ist eine sehr alte,
weit gefächerte religiöse Bewegung, die gleichermaßen in Hinduismus und
Buddhismus Eingang gefunden hat.
Der Tantrismus stand ursprünglich außerhalb
organisierter Religionsformen und wurde offiziell nicht als Heilsweg anerkannt.
Tantrismus ist also nicht immer buddhistischer Tantrismus.
Auch der Buddhismus ist eine
weitgefächerte religiöse Bewegung, und so ist durchaus nicht aller Buddhismus
tantrisch. So lehnen beispielsweise Hinªyªna-Schulen tantrische Praktiken und
Ideen entschieden ab.
Die Ursprünge des Tantrismus
bleiben dunkel; die Buddhologen können sich nicht darüber einigen, wann der
Tantrismus entstand und wann er in die buddhistische Lehre integriert wurde.
Dabei wurden zweifellos Lehrinhalte nicht-buddhistischer Quellen
übernommen:Strömungen der hinduistischen Philosophie, yogische Praktiken und zu
einem späteren Zeitpunkt vielleicht sogar Lehren des Suffismus, der mystischen
Schule des Islam.
Im 7.Jahrhundert wurde der
Tantrismus zu einer der Hauptströmungen des indischen Buddhismus. Für die
Tibeter begann die Geschichte des Vajrayªna in ihrem
Land mit der Ankunft des Padmasambhava aus Indien.
Der tibetische Buddhismus ist eine
höchst eklektische Tradition. Einige Lehrer sagen, man sollte bei seiner Praxis
so vorgehen, daß man dabei die gesamte geschichtliche Entwicklung des
Buddhismus durchläuft.
Man beginnt mit den grundlegenden Lehren des Buddha,
erarbeitet sich die Psychologie des Hinªyªna, bevor man schließlich bis zum
Mahªyªna und
Vajrayªna
vordringt.
In Tibet verlief der traditionelle geistige Schulungsweg meist nach
diesem Muster. Die Mönche verbrachten den größten Teil ihres Lebens mit dem
Studium der klassischen buddhistischen Schriften und erhielten erst nach vielen
Jahren eine Einführung in die esoterischen Praktiken.
Inhalte des tibetischen Buddhismus
Die buddhistische Ethik wird oft
mit der Lehre von der Wiedergeburt in Verbindung gebracht und mit einem darin
enthaltenen Vergeltungsprinzip: Es gibt ein „Du“, das mit seinem Karma
entsprechend in verschiedenen Formen wiedergeboren wird. Vergehst du dich in
deiner jetzigen Existenz, so mußt du in einer künftigen Wiedergeburt die
Wirkungen deiner Taten tragen, wie du momentan die Wirkungen der Taten in
vergangenen Existenzen ausbaden mußt.
Die Lehre von der Wiedergeburt
entstammt jedoch nicht dem Buddhismus. Sie ist Allgemeingut des indischen
Kulturkreises, der Wiege des Buddhismus. Der Angelpunkt des Buddhismus entstand
als Antithese zur hinduistischen tman-Lehre,
von der unzerstörbaren persönlichen Seele als dem Nukleus der menschlichen
Existenz.
Obwohl ٻkyamuni
Buddha, wie aus dem Potthapada-Sñtra
ersichtlich wird, nicht ausdrücklich von Reinkarnation sprach, entwickelte sich
der Buddhismus doch auf dem Boden dieser Lehre.
Manche Lehrer des tibetischen
Buddhismus verstehen die Lehre von der Wiedergeburt wörtlich, andere raten
ihren Schülern, sie nicht ganz so ernst zu nehmen. Sie gehört dem exoterischen
Bereich an. Man kann daran glauben – vielleicht entspricht sie auch den
Tatsachen-, aber sie ist ebenso Sinnbild und Echo einer subtileren und
komplexeren esoterischen Überlieferung.
Die landläufigen Vorstellungen von
der Wiedergeburt stimmen nicht mit der Anªtman-Lehre
überein: Gibt es keine feste Ich-Entität, keine Seele, dann kann es auch keine
Seelenwanderung von einem zum anderen Leben geben. Dennoch ist mit dem Tod
nicht alles aus. Die Wiedergeburt vollzieht sich ohne Transmigration.
Existenzform A und ihre wiedergeburtliche Existenzform B sind weder identisch
noch voneinander unabhängig.
Was sie verbindet ist der Konditionismus. Als
Metaphorik hierfür gilt das Billiardspiel als potentielles Beispiel: Kugel 1
berührt Kugel 2 und gibt ihr dadurch sowohl den Bewegungsimpuls, als auch eine,
keineswegs zufällige, Richtung. Ebenso nimmt der Verstorbene nichts in seine
neue Wiedergeburtsexistenz B hinüber.
Entscheidender Unterschied zum
Billiardspiel liegt in der Tatsache, daß Kugel 2 noch nicht existiert, wenn
Kugel 1 sie berührt (beziehungsweise Kugel 1 nicht mehr, sobald Kugel 2
existiert). Es sind karmische Impulse, die eine Wiedergeburt bedingen, und es
ist die ethische Tendenz dieser Impulse, die die Art und Qualität der neuen
Existenzform determiniert.
Die esoterische Seite der
Reinkarnationslehre hat auch noch einen „übernatürlichen“ Aspekt. Es wird
allgemein angenommen[6],
daß ein Teil des individuellen Bewußtseins auch nach dem Tode weiterlebt,
weniger als konkretes „Ich“, sondern eher in Form eines Energiestromes, der
sich aus dem Bewußtsein fortsetzt und auch nach dem physischen Tod noch weiter
existiert.
Desweiteren besteht die Annahme,
daß es eine Kontinuität über mehrere Menschenleben geben kann, wenn eine
Aufgabe nicht in einem einzigen Leben bewältigt werden kann. Diese Vorstellung
entspricht jedoch längst nicht jenem tibetischen Volksglauben, nach dem die
Seele eines Lamas nach seinem Tod automatisch in der Person eines Kindes
wiedergeboren wird, nach dem man sucht, um es zum Nachfolger dieses Lama zu
proklamieren.
Die Lamas mögen darunter vielleicht eine Art Energieübertragung
verstehen, mit der Vorstellung einer Individualseele hat dieser Vorgang jedoch
nichts gemein. Für den Buddhismus ist eine Person, die eine bestimmte Rolle
ausfüllt, nicht sehr vom vorangegangenen Träger dieser Rolle verschieden; eine
besondere, von der sozialen Rolle zu unterscheidende Identität gibt es nicht.
Die esoterische Seite der
Reinkarnationslehre zieht die Vielfalt der Verbindungen zwischen einem
individuellen Bewußtsein und anderen Formen von individuellen Bewußtsein in
Vergangenheit und Gegenwart in Betracht, welche miteinander verbunden sind.
Einige dieser Verbindungen lassen sich auch mit unseren westlichen
Vorstellungen von der Wirklichkeit vereinbaren, andere erstrecken sich in den
Bereich des sogenannten Übernatürlichen. Damit ist nicht ausgeschlossen, daß
man sich an vergangene Leben erinnern kann, wie es einige Menschen von sich
behaupten.
Damit ist lediglich gesagt, daß man einer falschen Ich-Vorstellung
verhaftet ist, wenn man ein vergangenes Leben als „meine frühere Existenz“
bezeichne. In gewisser Hinsicht sind viele Leute in jedem von uns reinkarniert
und haben Sitz und Stimme in jener Körperschaft, die wir unser persönliches
Bewußtsein nennen. Da der Buddhismus nicht streng zwischen objektiver und
subjektiver Wirklichkeit unterscheidet, sind für ihn alle Gestalten, die ein
individuelles Bewußtsein bevölkern mögen, wirklich.
Und jede dieser Gestalten
war auch einmal eine ganze Versammlung, ein Bündel karmischer Einflüsse,
bestehend aus Faktoren, die in vergangenen oder gegenwärtigen Leben ihre
Wurzeln hatten.
Das Prinzip, das dem Ereignisfluß
Zusammenhang und Bedeutung verleiht, ist Karma, ´´Tat`` oder ´´Ursache und
Wirkung``: Eine Situation oder Kombination von Ereignissen läßt eine folgende
Situation oder Kombination von Ereignissen ins Dasein treten.
Der Buddhismus betrachtet Karma als
einen unpersönlichen und völlig unvorein-genommenen Vorgang. Karma ist die
Quelle buddhistischer Sittenlehre und buddhistischer Moral, einer Moral, die
nicht von einem Gott und seinem Postulat ausgeht, daß gewisse Dinge eine Sünde
darstellen und andere eine Tugend.
Das Prinzip des Karma besagt nur, daß jede
Lebenssituation Ergebnis anderer Lebenssituationen ist, und daß jede Tat Folgen
hat, wobei die Wirkungen zeitlich nicht begrenzt sind.
Das Angekettet sein an den
Kreislauf der Wiedergeburten, das „sich im Kreise drehen“ ist eine wörtliche
Übersetzung des Begriffes „samsªra“.
Das Bewußtsein kreist in den engen Grenzen sozialer
Wirklichkeit und bleibt in gesellschaftlich vorprogrammierten Gewohnheiten,
Verhaltensmustern und Denkschemata hängen. Das Individuum muß das Leiden des
Daseins immer wieder aufs neue ertragen.
Echte, dauerhafte Leidensbefreiung ist
nur außerhalb dieses Wiedergeburtenkreislaufs zu finden und nur durch
Vernichtung der Triebkräfte Gier, Haß und Unwissenheit, durch Verlöschen (nirvªna) zu verwirklichen. Wer sich in
dieser Wiese vom Zwang der Wiedergeburt freigemacht hat, geht beim Tod ins
„Rundum“-Erlöschen (parinirvªna) ein.
Der buddhistische Nirvªna-Begriff ist ein Korrelat zur
Nicht-Ich-Lehre des Buddha.
Religionen, die eine unsterbliche
Seele lehren, müssen annehmen, daß diese nach der Erlösung fortbesteht, und
müssen über den Verbleib der erlösten Seele und ihren Heilszustand Auskunft
geben (wie etwa das Paradies im Christentum).
Da nach Buddhas Erkenntnis keine Seele den Tod
überdauert, bedeutet sein Tod die komplette Auflösung seiner empirischen
Person. Nirvªna ist das
endgültige Verlöschen der Individualität und des mit ihr verbundenen Leidens.
Sterben-Tod-Reinkarnation
Die Totenriten wurden in Tibet
zumeist von einem oder mehreren Lamas[7]
des nächstgelegenen Klosters ausgeführt. Zuerst rief man einen in Astrologie
versierten Lama, der die genaue Todesstunde feststellte, die selten mit der des
physischen Ablebens identisch war, sondern in der Mehrzahl der Fälle bereits
einige Monate zurücklag, da man die Stunde, zu der die Lebenskraft des
Individuums verbraucht war, als wirkliche Todesstunde ansah. Die Form der
Todesriten richtete sich nach dem, was die Astrologie über die Todesstunde zu
sagen wußte.
In dem Hause des Verstorbenen wurde
nach einem Todesfall eine bestimmte Zeit lang das Tibetische Totenbuch[8]
rezitiert. Es beinhaltet Anleitungen, wie der Verstorbene mit den Erfahrungen,
die er nach dem physischen Tod in den verschiedenen darauf folgenden
Zwischenzuständen (den Bardos) macht, umgehen soll. All dies geschieht unter
der Voraussetzung, daß das Bewußtsein des Toten in irgendeiner Form anwesend
ist und die Instruktionen hört.
Gemäß des Tibetischen Totenbuches
bestehen die Nachtod-Erfahrungen aus einer Reihe von Prüfungen, die alle eine
Möglichkeit zur Erleuchtung darstellen; Erleuchtung hat hier die klassisch
buddhistische Bedeutung von „Befreiung aus dem Zyklus der Wieder-geburten“.
Werden alle diese Gelegenheiten verpaßt, dann wird das Bewußtsein in einem
neuen Körper wiedergeboren, was im Normalfall nach etwa neunundvierzig Tagen
geschehen soll.
Der Moment des physischen Todes
stellt die erste Gelegenheit zur Erleuchtung dar. Man nennt diesen Bardo „Das
Klare in den Augenblicken des Todes gesehene Urlicht“.
Dem
Verstorbenen wird erklärt, daß dieses ´Licht ein Aufblitzen des tiefsten und
reinsten Wesens seines Bewußtseins ist und mit dem Buddhawesen identisch sei`:
„Hat die Ausatmung vollends
aufgehört,[...] Dein eigenes Bewußtsein, das zu nichts geformt und in
Wirklichkeit leer ist, und der (erkennende) Geist, leuchtend und glückselig –
diese Beiden sind unzertrennlich. Die Vereinigung von beiden ist der
Dharmakaya-Zustand vollkommener Erleuchtung.
Dein eigenes Bewußtsein, leuchtend,
leer und untrennbar von dem großen Strahlungskörper, hat weder Geburt noch Tod
und ist das unveränderliche Licht-Buddha Amitªbha. [...]“[9]
Erkennt der Verstorbene dieses
Licht als den Ursprung seines Bewußtseins und wird eins mit ihm, hat er damit
die Befreiung erlangt. Die meisten sind dazu aus verschiedenen Gründen nicht in
der Lage: Angst, Unwissenheit, fehlende meditative Schulung führen zu einem
Weiterwandern im Nachtod-Zustand.
Nur wenige Minuten nach dem
„Klaren-Urlicht“ macht der Verstorbene eine andere, ähnliche Erfahrung, die
Erfahrung des „sekundären sofort nach dem Tod gesehenen Klaren Lichts“. Das
Licht hat ein wenig an Strahlenkraft verloren.
Lama Dawa Samdup, der Übersetzer
des Totenbuchs, erklärt dazu: „Ein aufspringender Ball erreicht seine größte
Höhe beim ersten Rücksprung. Der zweite Rücksprung ist niedriger, und jeder
folgende Rücksprung ist noch niedriger, bis der Ball zur Ruhe kommt. Ähnlich
verhält es sich mit dem Bewußtseinsprinzip beim Tod eines menschlichen
Körpers.“[10]
Kann das Bewußtsein das sekundäre
Klare Licht nicht begreifen, muß es zum Tschönyi-Bardo, der nächsten Stufe des
Zwischenzustandes, weiterwandern.
Einige Minuten nach dem physischen
Tod (der tibetische Text nimmt es mit den Zeitangaben nicht so genau) wird das
Bewußtsein gewöhnlich der Vorgänge im toten Körper gewahr. Es sieht das
Sterbezimmer und die Menschen, die sich darin befinden.
Zu dieser Zeit kann es zu großer
Not und Verwirrung kommen, denn der Verstorbene weiß möglicherweise noch nicht,
daß er gestorben ist, und versucht, zu den Lebenden zu sprechen. Bald darauf
erfährt das vom Körper getrennte Bewußtsein des Toten erschreckende und
furchteinflößende Lichter und Töne, und ein wenig später beginnt es
Erscheinungen zu sehen.
Die erste Kategorie von
Erscheinungen sind die „Friedvollen Gottheiten“, Das Tibetische Totenbuch
beschreibt sie in allen Einzelheiten, worauf ich hier verzichten möchte; es
sind bekannte Figuren aus dem Pantheon des Vajrayªna-Buddhismus.
Jede Erscheinung wird als lebendige Realität erfahren und wird von
verschiedenfarbigem gleißenden Licht begleitet.
Immer wieder wird der
Verstorbene im Totenbuch daran erinnert, daß auch sie Manifestationen seines eigenen
Bewußtseins sind. Evans-Wentz spekuliert in seiner Einleitung, daß bei Menschen
anderer Religionszugehörigkeit die archetypischen Kräfte seines Bewußtseins in
diesem Bardo in anderer Form in Erscheinung treten.
Der Tibeter sieht die
Bilder, die ihm von Thagkas (tibetische Rollbilder, die als Meditationsvorlage
dienen) und Tempelfresken vertraut sind, ein Christ möglicherweise die
Dreifaltigkeit oder etwa die Jungfrau Maria etc.. Wie die Träume, so sind diese
Erscheinungen Emanationen der menschlichen Psyche. Der Lama, der dem
Verstorbenen das Totenbuch laut vorliest, mahnt immer wieder: „O Edelgeborener,
diese Reiche rühren nicht von irgendwo außerhalb (deiner selbst) her.
Sie
kommen von innerhalb der vier Abteilungen deines Herzens, die, den Mittelpunkt
hinzugerechnet, die fünf Richtungen ausmachen. Sie kommen von da innen heraus
und scheinen auf dich. Auch die Gottheiten sind nicht von sonst irgendwoher
gekommen: sie existieren von Ewigkeit her innerhalb der Fähigkeiten deines
eigenen Geistes. Wisse das sie von solcher Natur sind.“[11]
Wie die „Klaren Lichter“ sind die
Friedvollen Gottheiten Möglichkeiten, die Befreiung zu erlangen. Erkennt das
Bewußtsein, daß sie seine eigene Schöpfung sind und wird mit ihnen eins, dann
hat es die Subjekt-Objekt-Dichotomie transzendiert, welche die Ursache seiner
Ängste und Verwirrung ist.
Sieht man die Aussagen des
Tibetischen Totenbuches als wahr an, so erhalten die verschiedenen Vajrayªna-Übungen, wie Meditation und
Traumyoga, eine neue Bedeutung, da sie dann nicht nur Wege sind um die
verschiedenen Dimensionen des Lebens zu erforschen, sondern auch eine
Vorbereitung auf den Tod darstellen.
Ist der Verstorbene nicht in dieser
Form geschult und vermag nicht die Friedvollen Gottheiten der ersten sieben
Tage nach dem Tod zu erkennen, betritt er ein weiteres, jedoch wesentlich
erschreckenderes Stadium des Nachtod-Zustandes, in dessen Verlauf die
„Zornvollen Gottheiten“[12]
erscheinen.
Schon die Friedvollen und Wissenshaltenden Gottheiten des
vorangegangenen Stadiums waren in ihrer Wucht und Größe erschreckend. Die nun
folgenden Erscheinungen werden jedoch als mehr als entsetzlich beschrieben.
Das
Auftreten dieser monströsen Gestalten wird von angsteinflößendem Dröhnen und
schrillen Lauten begleitet. Sie schwenken Waffen und trinken Menschenblut aus
Schädelschalen. Wie zuvor wird der Verstorbene auch hier dazu aufgefordert, die
Gottheiten als Manifestation seines eigenen Bewußtseins zu erkennen, um damit
Erleuchtung und Freiheit zu erlangen.
Bei diesem Aspekt wird eine
grundlegende Vorstellung der Psychologie des Vajrayªna deutlich, daß Projektionen des
Bewußtseins eine „friedvolle“ und eine „rasende“ Seite haben können.
War der Verstorbene bisher nicht in
der Lage, den Instruktionen des Totenbuches Folge zu leisten, wandert das
Bewußtseinsprinzip zum Sipa-Bardo weiter und kann dort bis zu zweiundzwanzig
Tagen verweilen.
Neue Visionen und Prüfungen stehen bevor, und in ihrem Verlauf
treibt das Bewußtsein immer weiter auf die unerwünschte Wiedergeburt in einem
neuen Körper zu. Einige Erfahrungen des Sipa-Bardo erinnern an die
Schilderungen von Himmel, Hölle und Fegefeuer in den christlichen Schriften.
Personen, die viel schlechtes Karma
auf sich geladen haben, werden bestraft, wie etwa die Verfolgung durch wilde
Tiere oder fleischfressenden Dämonen.
Sie sind heftigen Stürmen ausgesetzt,
werden unter Felslawinen begraben etc.. Personen, die im Laufe ihres Lebens
viele Verdienste angesammelt haben, erfahren Glück und Zufriedenheit, und jene,
deren Leben weder gut noch schlecht war, verfallen in stupide Indifferenz.
Wie die Erfahrung auch beschaffen
sein mag, dem Verstorbenen wird geraten, sich nicht damit zu identifizieren
oder daran zu haften; das beste ist, wenn er während dieser Erfahrungen in
einem meditativen Zustand verweilen kann. Sind keinerlei Meditationskenntnisse
vorhanden, so sollte der Betroffene versuchen achtsam zu bleiben, aufmerksam zu
verfolgen, was geschieht, und es zu analysieren.
Das Totenbuch erklärt die
verschiedenen Formen der Erlebnisse durch karmische Einflüsse und die
individuelle Psyche des Verstorbenen. Gegen Ende des Sipa-Bardo kommt der
Moment der Wiedergeburt immer näher, und das Bewußtsein erlebt sexuelle
Phantasien sich vereinigender Paare. Selbst in diesem fortgeschrittenen Bardo
ist Befreiung noch möglich; das Totenbuch empfiehlt bestimmte Meditationen, die
dazu verhelfen sollen.
Läßt sich die Rückkehr in einen neuen Lebenszyklus unter
keinen Umständen vermeiden, wird der Verstorbene darüber belehrt, wie er eine
gute Wiedergeburt erlangen kann. Das Bewußtsein hat in diesem Stadium gewisse
hellsichtige Fähigkeiten und kann wenigstens ungefähr voraussehen, in welche
Art von Leben es eintreten könnte.
Das Vajrayªna kennt einen feinstofflichen
Körper, der zwar dem physikalischen Körper entspricht, aber nicht von
physikalisch faßbarer Stofflichkeit ist. Die NªdÌs und Chakras, mit denen die
tantrische Meditationspraxis arbeitet, gehören zu diesem feinstofflichen Körper
und funktionieren auch nach dem Ableben des physischen Körpers.
Lama Govinda führt in seiner Einleitung zum Totenbuch aus,
daß es ebenso- oder sogar hauptsächlich- als esoterisches Dokument zu verstehen
ist, für die Lebenden zur Einweihung und Übung bestimmt. Er läßt die Vielfalt
der Anwendungsmöglichkeiten des Tibetischen Totenbuches erkennen, und gibt
gleichzeitig Hinweise auf seine Quellen.
Es läßt sich auch als Lehrbuch über
die tiefen und fortgeschrittenen Stadien tantrischer Meditationen gebrauchen,
die allesamt erst nach entsprechender Einweihung gemeistert werden können, und
es wurde wahrscheinlich von Personen verfaßt, die die meditativen Praktiken zur
Erforschung der Geheimnisse der menschliche Psyche und des menschlichen Seins
gemeistert hatten:
„Es gibt Menschen, die aufgrund
ihrer Konzentration und anderer Yoga-Praktiken imstande sind, die Inhalte des
Unterbewußtseins in den Bereich des aktiven, unterscheidenden Wachbewußtseins
zu erheben, so daß es ihnen möglich ist, von dem unerschöpflichen Reichtum
jenes Tiefengedächnisses Gebrauch zu machen, in dem nicht nur unsere
vergangenen Existenzen, sondern die Vergangenheit unserer Rasse, die
Vergangenheit der Menschheit und aller vormenschlichen Lebensformen – wenn
nicht gar jenes Bewußtseins, welches erst alles Leben dieses Universums möglich
macht – aufgespeichert sind.“[13]
Tulkus
Hoch entwickelte Wesen sind solche,
die in ihrer spitituellen Entwicklung mindestens den Pfad des Sehens (tib.
Jangsem Thonglam) erreicht haben; sie werden nun Arya Bodhisattvas oder auch
endgültige Bodhisattvas genannt. Auf
dieser Stufe entsteht eine unmittelbare Einsicht in die Natur der Leere (Sñnyatª).
Aufgrund
dieses Erfassens der Wirklichkeit ist man jetzt in der Lage, den Zeitpunkt des
eigenen Todes zu wählen – und man erlangt die Kontrolle über die eigene nächste
Wiedergeburt, da diese spirituelle Kraft dominierende karmische Einflüsse
ausschalten kann. Solche Inkarnationen werden Tulkus genannt.
Die Verbindung zwischen den
einzelnen Leben besteht im bleibenden Bewußtsein des Tulkus; es geht durch sie
hindurch wie eine Schnur die Perlen einer Kette verbindet.[14]
Die Lehrer sprechen von einem subtilen Bewußtseinsstrom
(tib.:Namshe), der die karmischen Eindrücke enthält und selbst eine
Zusammensetzung vergänglicher Bewußtseinsmomente ist.
Der Unterschied zu den
Tulkus besteht darin, daß gewöhnliche Wesen bezüglich ihrer Wiedergeburt
hilflos sind und gemäß ihrer früheren Taten, in Abhängigkeit von ihrem Karma,
wieder eine bestimmte Form annehmen.
Resümee:
Der Buddhismus lehrt Anªtman,
“kein tman“,
keine Seele, kein auffindbares ´Ich`, kein Selbst. Nach den Lehren des Buddha
ist die Meinung: „Ich habe kein Selbst“ (die Theorie der vollkommenen
Vernichtung) ebenso falsch wie die Meinung: „Ich habe ein Selbst“ (die Theorie
der ewigen Existenz), denn beide sind sie Fesseln, beide entstehen aus der
falschen Vorstellung “ich bin“.
Nur wenn die Dinge objektiv betrachtet werden,
sie projektionslos als das gesehen werden, was sie wirklich sind, kann zur
Frage des Anªtman
die richtige Position der Unvoreingenommenheit bezogen werden.
Alles, was als “Ich“ oder
“seiendes“ gesehen wird, kann als Kombination von psycho-
physischen Aggregaten verstanden
werden; ein Bündel von ephemeren Daseinsfaktoren, die nach dem Gesetz von
Ursache und Wirkung in einem Fluß dauernden Wandels in gegenseitiger
Abhängigkeit wirken und durch die zu sehen ist, daß in aller Existenz nichts
dauerhaftes, Immer-währendes, Unwandelbares und Ewiges ist: Die Person ist
seelenlos und deshalb leer (íõnya).
Der Buddhismus akzeptiert folglich
kein dauerhaftes Selbst. Alles ist in ständigem Wandel begriffen. Mit seinen
letzten Worten erinnert der Buddha Gautama seine Schüler daran, daß alle Dinge
vergehen, daß alles, was einmal zusammenkam, sich auch wieder trennen wird.
Das Tibetische Totenbuch ist meiner
Meinung nach ein faszinierendes Dokument, daß jedoch Interpretationen auf
vielen verschiedenen Ebenen zuläßt, die irgendwo zwischen einem wörtlich zu
verstehenden Lehrsystem und einer reinen symbolischen Darstellung liegen.
In jedem Falle bringt es die
grundlegenden Lehren des Buddhismus zum Vorschein: Sei achtsam und erwache; sei
dir der Tatsache bewußt, daß deine Psyche aktiv an der Erschaffung dessen
beteiligt ist, was dir als äußere Wirklichkeit erscheint; laß ab von allen
Ängsten und allem Anhaften.
Das Totenbuch lehrt, daß sich jeder aus den
Täuschungen des „Ich“ befreien kann, wenn er unmittelbar in seinen Geist
schaut, sieht, wie der Geist Bilder produziert, und damit versteht, daß er
selbst Geist ist und die Bilder, die vom Geist geschaffen wurden.
Nach den Aussagen des tantrischen Yoga, die dem tibetischen
Buddhismus zugrunde liegen, sind alle Phänomene, wie sie im Tibetischen
Totenbuch beschrieben sind, auch physische Wirklichkeit.
Setzt man, wie im
Westen meist üblich, die Psyche des Menschen mit seiner Gehirntätigkeit gleich,
dann muß man sich allerdings fragen, wo der Verstorbene, dessen körperliche
Hülle möglicherweise gar nicht mehr existiert, in Raum und Zeit angesiedelt ist
und woher er die Energie bezieht, solch Erfahrungen hinaufzubeschwören.
Literaturverzeichnis:
Bärlocher, Daniel: „Testimonies of Tibetan Tulkus“, Vol.
I, Arbeiten aus dem
Tibet-Institut Rikon-Zürich, August 1982.
Dalai Lama XIV.: „Das Auge der
Weisheit. Grundzüge der buddhistischen Lehre für den
westlichen Leser“,
Bern-München-Wien 1975.
Khyentze, J. Rinpoche: „The Opening
of the Dharma. A Brief Explanation of the Essence
of the Buddha´s Many
Vehicles“, Dharamsala (Indien) 1976.
Kvärne, P.: „Aspects of the Origin
of the Buddhist Tradition in Tibet“, in:
Numen, Vol.XIX,No.1, April 1972.
Lati Rinpoche/ Jeffrey Hopkins:
„Stufen zur Unsterblichkeit“, Köln 1983.
Norbu N.: „The Necklace of Gzi. A
Cultural History of Tibet“,
Dharmasala (Indien) 1981.
Sopa, Geshe L. & Hopkins, J.: „Practice and Theory of
Tibetan Buddhism“, Bombay-
Calcutta-Delhi-Madras (Indien) 1977
Das Tibetanische Totenbuch, nach
der englischen Fassung des Lama Kazi Dawa Samdup,
herausgegeben von W.Y. Evans- Wentz, Freiburg im Breisgau 1974.
[1] Es ist hier nicht möglich,
auf die facettenreichen Systeme der Schulen einzugehen. Ausführliche
Informationen bieten Sopa & Hopkins in „Practice and Theory of Tibetan
Buddhism“, Bombay-Calcutta-Delhi-Madras (Indien) 1977: S.70-91 (the Vaibhªsikas), S.92-106 (the Sautrªntikas).
In seinem Vorwort dazu skizziert der Dalai Lama die
voneinander abweichenden Lehrmeinungen als Stufen des Erfassens der
Wirklichkeit.
[2] Dalai Lama XIV.: „Das Auge
der Weisheit. Grundzüge der buddhistischen Lehre für den westlichen Leser“,
Bern-München-Wien 1975, S. 154.
[3] Vgl. Kvärne, P., „Aspects
of the Origin of the Buddhist Tradition in Tibet“, in: Numen, Vol.XIX,No.1,
April 1972, S. 22-40. Norbu N., „The Necklace of Gzi. A
Cultural History of Tibet“, Dharmasala (Indien) 1981.
[4] Auf die Traditionen und
ihre Lehren kann in Hinblick auf den Rahmen dieser Arbeit nicht eingegangen
werden, bezüglich der Unterschiede zwischen den Schulen heißt es zum Beispiel,
Sakyapa und Gelugpa würden vor allem den Dharma verbreiten, indem sie
öffentliche Lehrreden hielten – während bei den Nyingmapa und Kagyüpa die
Schüler besonders in der Meditation geschult würden; gegenwärtig aber, unter
dem Druck des Exils und der vom Aussterben bedrohten Lehre, betonen alle
tibetischen religiösen Führer die Einheit der Traditionen; sie lehren
grundsätzlich alle, wie das gleiche letzte Ziel, die Erleuchtung, erlangt werden
kann.
Vgl.: Khyentze, J. Rinpoche: „The Opening of the
Dharma. A Brief Explanation of the Essence of the Buddha´s Many Vehicles“,
Dharamsala (Indien) 1976.
[5] Dalai Lama XIV.: „Das Auge
der Weisheit. Grundzüge der buddhistischen Lehre für den westlichen Leser“,
Bern-München-Wien 1975.
[6] zum Beispiel im
Tibetischen Totenbuch.
[7] Lamas, die (wie im
Tibetischen Totenbuch geschrieben steht) nicht nur mit den Bewußtseinszuständen
des Lebens nach dem Tod vertraut waren, sondern die auch Techniken kannten, mit
diesen zu arbeiten.
[8] Dessen Originaltitel
wörtlich übersetzt: „Die Große Befreiung durch Hören im Nachtod-Zustand“ heißt.
Das
Tibetanische Totenbuch, nach der englischen Fassung des Lama Kazi Dawa-Samdup,
herausgegeben von W.Y. Evans- Wentz, Freiburg im Breisgau 1974, Seiten 170 ff.
[9] Ibidem, Seite 171.
[10] Ididem, Seite 173.
[11] Ibidem, Seite 197.
[12] Auch als die „Rasenden
Gottheiten“ übersetzt.
[13] Evans-Wentz (Hrsg.), op.
Cit., S. 21.
[14] Definition von Geshe
Rabten während einer Unterweisung in Les Avants (Schweiz) 1981, aus
Lati Rinpoche/ Jeffrey Hopkins: „Stufen zur
Unsterblichkeit“, Köln 1983.